Pressemeldungen 2016
Pressemeldung vom Mai 2016:
Gewaltfrei trotz Boko Haram
Eine andere Reaktion auf islamistischen Terror – Friedenspreis für nigerianische Kirche und Christlich-Muslimische Friedensinitiative – Jürgen Moltmann hält die Laudatio
Bammental, 4.5.16. – Ausgerechnet im Nordosten Nigerias wird die aufgeregte Anti-Islam-Polemik der letzten Wochen dementiert? Der menschenverachtenden Aggression der Terrormiliz Boko Haram setzt die etwa eine Million Glieder zählende Ekklesiyar Yan’uwa a Nigeria (EYN – Kirche der Geschwister) eine doppelte Waffe entgegen. Zum einen ihre Bereitschaft, auf dem Weg der Nachfolge Jesu zu leiden und sein Gebot der Feindesliebe ernstzunehmen. Zum anderen, die Zusammenarbeit mit Muslimen zu suchen, um gewaltfreies Konflikthandeln einzuüben, in aktuellen Konflikten zu vermitteln, Traumatherapie anzubieten. Obwohl sie im Zentrum des Boko Haram Aktionsgebietes geschieht, wird diese ganz andere Reaktion auf islamistischen Terror von den internationalen Medien wenig beachtet.
Der vom Deutschen Mennonitischen Friedenskomitee vergebene Michael-Sattler-Friedenspreis würdigt 2016 den gewaltfreien Antiterroreinsatz der Ekklesiyar Yan’uwa a Nigeria (EYN) und ihrer 2010 mit muslimischen Partnern gegründeten „Christian and Muslim Peace Initiative” (CAMPI).
Als Laudator zur Preisverleihung am Freitag 20.5.2016 in Rottenburg am Neckar konnte Prof. Dr. Jürgen Moltmann aus dem nahen Tübingen gewonnen werden. Moltmann wurde seit Mitte der 1960er Jahre vor allem durch seine „Theologie der Hoffung“ bekannt. Immer wieder auch suchte er den Austausch und die gegenseitige Herausforderung mit täuferisch-friedenskirchlichen Ansätzen.
Die beiden Vertreter der Preisträger EYN und Campi beginnen nun eine Vortragsreise. Ephraim Kadala (55), Pastor und Friedenskoordinator der EYN, ist bereits seit Mitte April in Deutschland. Er war Gast der Synode der Evangelischen Landeskirche in Baden, besuchte „Mission 21“ (ehemals Basler Mission) und vertiefte den Kontakt zu „Brot für die Welt“ in Berlin, zudem predigte er in Kirchengemeinden. Zusammen mit Hussaini Shuaibu (51), Fachhochschullehrer, Mediator und muslimischer Mitarbeiter von CAMPI ist er nun zu Gast auf der Jahrestagung des Internationalen Versöhnungsbundes Deutscher Zweig in Duderstadt, auf der Pfingsttagung mennonitischer Brüdergemeinden in Neuwied, in einer Reihe von Moscheen, Schulen und mennonitischen Gemeinden.
Zur öffentlichen Preisverleihung in Rottenburg am Neckar sind Gäste aus nah und fern willkommen.
Ökumenische Feier am Freitag, 20.5.16, um 19 Uhr in der Evangelischen Kirche, Kirchgasse 16, 72108 Rottenburg. Am Samstag und Sonntag weitere Aktivitäten an den Wirkungsorten des täuferischen Reformators Michael Sattler, nach dem der Friedenspreis benannt ist. Er wurde in Rottenburg hingerichtet, hatte in Horb eine Gemeinde gegründet und war ursprünglich Prior in der Benedektinerabtei St. Peter.
Auf der neu eingerichteten Netzseite www.michael-sattler-friedenspreis.de sind die Termine der öffentlichen Veranstaltungen und weitere Infos abzurufen.
Pressemeldung vom Februar 2016:
Michael-Sattler-Friedenspreis 2016 für Ekklesiyar Yan’uwa a Nigeria und Christlich-Muslimische Friedensinitiative in Nigeria
Der Michael-Sattler-Friedenspreis 2016 geht an die Ekklesiyar Yan’uwa a Nigeria (EYN) und ihre 2010 mit muslimischen Partnern gegründete „Christian and Muslim Peace Initiative” (CAMPI). Der Preis wird am Freitag 20.5.2016, 19 Uhr in Rottenburg am Neckar verliehen. Als Gäste aus Nigeria werden dazu erwartet: Ephraim Kadala (55), Pastor und Friedenskoordinator der EYN, und Hussaini Shuaibu (51), Fachhochschullehrer, Mediator und muslimischer Mitarbeiter von CAMPI.
Die Ekklesiyar Yan’uwa hat ihr Hauptverbreitungsgebiet im Nordosten Nigerias. Als größte christliche Kirche der Region leidet sie seit Jahren unter den Angriffen der islamistischen Terrororganisation Boko Haram. Von den im April 2014 entführten 276 Schulmädchen gehörten die meisten (178) zur Ekklesiyar Yan’uwa. Etwa 2.000 ihrer Kirchen wurden zerstört, mehr als 10.000 Glieder, darunter sechs Pastoren, getötet. Tausende mussten ihre Heimatorte verlassen. Schulen und theologische Seminare wurden zerstört oder mussten schließen.
Trotz der Agression hält die EYN fest an der Friedensbotschaft des Evangeliums und verzichtet auf den Ruf nach Vergeltung. Sie unterrichtet ihre Glieder und besonders die junge Generation in der biblischen Lehre von Frieden und Versöhnung, knüpft Kontakte zu dialogbereiten Muslimen und Moscheen. Mit ihren Programmen für Frieden und Gerechtigkeit arbeitet sie gegen die ökonomischen und politischen Ursachen der Gewalt. So verweigert sie sich nicht nur der gewaltsamen Konfrontation – es gibt viele Beispiele persönlicher Feindesliebe – sondern leistet einen aktiven Beitrag zum Aufbau friedlicher Koexistenz von Muslimen und Christen. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist Ausbildung und Training in Konflikttransformation.
Ekklesiyar Yan’uwa heißt auf Deutsch „Kirche der Geschwister“ oder wörtlich „Kirche der Kinder einer Mutter“. So umgeht die von Missionaren der amerikanischen Church of the Brethern (CoB) 1923 gegründete Kirche in der Sprache der Haussa das Problem der maskulin geprägten Bezeichnung ihrer Mutterkirche. Seit 1972 ist die EYN unabhängig, wird aber weiter von der CoB unterstützt. Etwa eine Million Glieder versammeln sich heute in über 2.000 Gemeinden. Seit 1963 gibt es enge Kontakte zwischen der EYN und der Basler Mission, heute „Mission 21“. Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) ist sie seit 1985. Die EYN versteht sich als Teil der weltweiten historischen Friedenskirchen. Ihre Mutterkirche, die Church of the Brethren, entstand im 18. Jahrhundert im radikalen deutschen Pietismus (Schwarzenauer Täufer), wanderte jedoch vollständig nach Amerika aus.
Der Michael-Sattler-Friedenspreis wurde 2006 zum 50jährigen Bestehen des Deutschen Mennonitischen Friedenskomitees (DMFK) erstmals vergeben. Zum 60jährigen des DMFK wird der Preis nun zum fünften Mal verliehen. Wolfgang Krauß, Mitglied im ökumenisch besetzten Preiskomitee, meint, die EYN sei angesichts ihrer Feindesliebe und Leidensbereitschaft eine besonders würdige Preisträgerin. Schließlich sei die Hinrichtung des Täufers Michael Sattler am 21.5.1527 aus demselben Grund geschehen. Auch er wollte der damaligen „Türkengefahr“ nicht mit Gewalt, sondern mit Gebet und Liebe begegnen.
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